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Dosenöffnergedanken
© Brigitte Obermaier, München, 2002-04-28
1. Um an den Inhalt heran zu kommen.
Wirkt der Mensch ganz benommen.
Wie geht die Dose ganz einfach auf?
Ich machte mir ein paar Gedanken darauf.
2. Der Psychologe versucht verwegen.
Die Dose mit prägnanten Worten zu überreden.
Sie soll sich öffnen und das von selbst.
Fragt sich nur wer wird da zum Held?
3. Hat er nach zwei Stunden es noch nicht geschafft.
Verlässt den Psychologen die ganze Kraft.
Bricht heulend vor der Dose zusammen.
Das Zischen wird zum chronischen Verlangen.
4. Der coole Dosen-Typ schafft es mit einer Hand.
Klemmt seinen Finger unter den Nippel-Rand.
Nach oben reißt er diesen blitzeschnell.
Anschließend nach unten, zur anderen Stell.
5. Stolz wölbt sich seine coole Brust.
Lässt ertönen den entweichenden Kohlensäure-Frust.
Das Zischen ertönt übermässig mit Verwegung.
Mit genügend Aufsehen und gewagter Erregung.
6. Sieh in fünfzig Zentimeter Entfernung.
Stellt der Rambo-Typ sie auf, mit Beteuerung.
Ballert mit seinem Uzi auf die Dose.
Klopft sich auf der Schenkel Hose.
7. Trinkt die auslaufende Dose und meint dann trist.
Da ist nichts drin, ich hab zu wenig erwischt.
Versucht mit dem Handrücken seine Sauerei abzuwischen.
Nur die Kohlensäure hört man leider nicht zischen.
8. Der Trankler oder Trinker, ein Säufer allein.
Bohrt ein Loch in den blechernen Dosen-Boden hinein.
In Nullkommanichts hat er diese ausgetrunken.
So in drei bis fünf furchtbar schnellen Sekunden.
9. Vielleicht landet die Flüssigkeit im Magen, mit Glück.
Meistens, im Umkreis von zwanzig Meter, kehrt es zurück.
Nein das wollten wir nicht haben, es riecht Penetrant.
Das Zischen wird unterdrückt, das Rauschen bleibt dominant.
10. Der Snob braucht zwar keinen Lakai.
Er desinfiziert die Dose mit einem Spray.
Dazu zieht er weiße Handschuhe an.
Zeigt seinen ausgespreizten kleinen Finger sodann.
11. Zieht den Öffner ganz leicht nach vorne heran.
Dass man kaum ein Zischen wahrnehmen kann.
Er setzt den desinfizierten, vergoldeten Schütt-Aufsatz darauf.
Und gießt je einen Schluck in sein Blei-Kristall-Glas, mit Verlaub.
12. Der brutale Typ packt seine Dose und quetscht
Sie solange zusammen bis der Verschluss entsetzt;
Durch den Druck alleine wegspringt, na klar.
Sodass nur ein leichter Knall zu hören war.
13. Der Programmierer, der fortschrittliche Computer Mann.
Schreibt erst ein Basic-langes Fluss-Diagramm.
Programmiert dann eine Simulation.
Die ihm das Öffnen anzeigen soll.
14. Aus der Doc-File kann er dann erkennen.
Sich die nötigen Informationen entnehmen.
Hat ein paar Wiederholungen und Schleifen eingebaut.
Das Zischen wirkt normal bis etwas laut.
15. Der Bastler zeigt stolz sein Resultat.
Aus Bausteinen entstand ein Öffnungs-Automat.
Der kranähnlich Arm wird an die Dose angebracht.
Sieh wie des Tüftlers Herze lacht.
16. Der Physiker berechnet den optimalen Aufzieh-Bereich.
Beachtet die geringe Energie die später entweicht.
Durch Verformungsarbeit für das Aufziehen als Befund.
Tritt das Getränk leicht in den Hintergrund.
17. Der Chemiker sprengt die Deckplatte ab.
Der Knall übertönt das Zischen mehr als knapp.
Er analysiert die Zusammensetzung, das Ergebnis, den Zweck.
Fängt zu schwitzten an und stellt die Dose wieder weg.
18. Der Golffahrer öffnet mit Auto-Schlüssel-Manie.
Ohne Wissen und falscher Jugend-Energie.
Der Auto-Schlüssel wird abgebrochen, gut Rat wird teuer.
Der Manta fährt lieber über das versiegelte Dosen-Ungeheuer.
19. Zurück geht es mit heulender Geschwindigkeit.
Über die ausgelaufene anhaftende Flüssigkeit.
Die Bakterien wurden dadurch abgetötet, es ist kein Scherz.
Anschließend schlürft er alles auf, geschmacklos, ohne Herz.
20. Der gleichmütige Ostfriese sucht stundenlang
Auf der Unterseite die Öffnung und klagt sodann.
Kopfschütteln tauscht er im Geschäft alles um.
Kein Zischen, ist doch logisch und weiter sucht er den Dunst.
21. Der Indianer vollübt den Regentanz.
Regnet es endlich wartet er auf die Resonanz.
Bis die Dose endlich oxidiert und mit dieser Methode.
Skalpiert er mit Strategie Null alsbald die Dose.
22. Zu guter Letzt gibt es noch den 08-15-Typ
So wie du und ich machen wir den gleichen Schritt.
Der Daumen wird vor die Dose gebracht, ungelogen.
Der Öffner wird mit dem Zeigefinger nach oben gebogen.
23. Unter mittlerem Zischen die Kohlensäure entweicht.
Man trinkt genüsslich den leckeren Saft aus und erreicht.
Den Hochgenus nach langer Trockenheit.
Ach wie herrlich schmeckt die Flüssigkeit.
Als der Feuerstuhl knatterte
© Miss Zauberblume, 12. 05. 2000
Im Frühjahr ist es wieder soweit. Der motorisierte Drahtesel, genannt Motorrad oder Moped, wird wieder frisch gesattelt. Es ist etwas aufregend Schönes, so herzerfrischend Sportlich, wenn man die Strampel-Ausfluegler mit donnerndem Spektakel entsprechend Überholen kann.
Der Gedanke an ein Motorrad hat etwas Abenteuerliches an sich. Das Vorwärtskommen mit Sprit betriebener Kraft macht Spass und gibt Selbstvertrauen. Der Fahrtwind färbt die Wangen röter als das Hinterteil eines Pavian.
Dick eingemummt mit Lederjacke, Lederhose, Lederstiefel und Schal um den Mund, damit ja keine Fliege sich in den Rachen des Motorradlenkers verirrt, flattern die Haarspitzen unter der Lederkappe im wallenden Fahrt-Wind.
Das rhythmische Treten der Pedale überläßt man den Radlfahrern die ihre Beine als Kolbenmotor wieder entdecken. Das Surren der Reifen über den heißen Asphalt ersetzt das brillierende Sinfoniekonzert einer Stereoanlage.
Blitzschnell, das Auge wird geschult, wechselt die Szenerie. Ruhig atmende Wälder werden in rasanter Spritztour durchfahren. Das Jubeln der Lerchen über dem frischen Grün der Wiesen wird vom Motorengeräusch geschluckt.
Knoedelartige Kirchturmhauben wechseln sich rasant ab mit spitzen Kirchtürmen. Sie salutieren blitzend, kurz aus der Ferne und verschwinden in der wogenden, hügeligen Natur. Kurz mal angehalten an Kapellen und Marterl am Wegesrand fuer eine Information auf der vor sich, in Plastikfolie eingeschweißt, liegenden Landkarte.
Sollen sich die Fahrrad-Strampelnden-Narren die Lunge mit verpesteten Abgasen der Blechstinktiere vollpumpen lassen. Der Feuerstuhl-Fan sucht sich die Wege ebenfalls durch Weiler und kleinen Dörfern heraus. Durchfährt flache Bacherl die blaugrün sich durch Wald und Wiese dahinschlaengeln. Erklimmt lässig Burgruinen und Limes-Wall ohne atemberaubender Anstrengung.
Der hoffnungsvolle Familienrat, der zusammentritt, kann nichts dagegen unternehmen, wenn es beim idealistischen Motorrad-Halter zu kribbeln anfängt, sobald die leuchtende Sonne vom klaren, blauen Frühlings-Himmel lacht.
Man kann es hören, das Juchzen der Maschine wenn es aus dem Dunkel der hintersten Ecke der Garage an das Tageslicht geschoben wird. Zuerst einmal gilt es die Bremsen zu überprüfen und die Reifen aufzupumpen. Den Motor und Filter zu reinigen, damit der über dem Winter angesetzte Oel- und Schmutzfilm entfernt wird.
Auf den Feuerstuhl gesetzt und los geht es zum Kaffetrinken oder Mittagessen zu entfernten Zielen. Mögen die Radl-Partisanen ihre Brotzeit im nahegelegenen Bereichen zu sich nehmen. Stolz berichten die Motorrad-Fan‘s von wo her sie gekommen sind.
Auf dem Tankdeckel ist liebevoll der Patron der Fahrenden, Christopherus zu erkennen. Gnädig gesinnt schickt er den Motorisierten mit quietschender Bereifung wohlbehalten zurück in seine heile Welt.
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